Goldschmiedemeister in 5. Generation: Detlef Roever aus Stendal.
Handwerkskammer Magdeburg
Goldschmiedemeister in 5. Generation: Detlef Roever aus Stendal.

Zum Jubiläum eine Schau

Seit 175 Jahren in Familienhand: Goldschmiedemeister Detlef Roever aus Stendal und seine Mitarbeiter feiern ihr Jubiläum mit einer Ausstellung über die Geschichte des Unternehmens, die bei Kunden gut ankommt. Welche Frau schaut sich nicht gern die Auslagen eines Goldschmiedes an? Selbst unter größtem Zeitdruck darf der Blick kurz schweifen, über Reifen und Ringe, Ketten und Colliers. Beim Ladenlokal von Goldschmied Detlef Roever in der Stendaler Innenstadt bleibt das Auge derzeit an einer eher ungewöhnlichen Schaufenster- und Vitrinengestaltung hängen. 175 Jahre Firmengeschichte werden da anhand von vielen einzigartigen Objekten präsentiert. Das erste Geschäftsbuch etwa, ein Firmenschild aus den Anfangsjahren, Werkzeuge und natürlich ganz viele tolle Goldschmiedearbeiten.

„Wir haben diese Stücke in vielen Monaten zusammengetragen, um diesem Jubiläum gerecht zu werden. Wir danken allen Helfern und Leihgebern“, sagte Detlef Roever bei einem kleinen Empfang am 17. Oktober, dem Gründungstag der Goldschmiede.

Eine Bildschirm-Präsentation im Laden erzählt die Firmengeschichte: 1841 eröffnete Roevers Ur-Urgroßvater Wilhelm Schreck eine Goldschmiede in Stendal. 1848 zog der junge Meister mit Geschäft und Familie von der Lehmstraße 613 in die Marienkirchstraße 9, wo das Geschäft noch heute ansässig ist. 1875 kam Ernst Roever in das Unternehmen und gab ihm seinen Namen. Er hatte bei Albert Hübner in Magdeburg gelernt und heiratete nach seiner Wanderschaft Alma, die Tochter des Altmeisters.

Sohn Oskar Roever war talentiert und wurde frühzeitig künstlerisch gefördert. 1896 begann er seine Lehre bei Fratzke & Steiger in Halle/Saale. Nach den Wanderjahren übernahm er 1912 das Geschäft. In den folgenden Jahrzehnten führte die ganze Familie die Goldschmiede durch schwieriges Fahrwasser. Weltkriege und die Inflation waren zu meistern. 1945 begann Oskar Roever junior seine Lehre im elterlichen Betrieb. Auch er ging auf die Walz und übernahm 1958 das Geschäft. 1977 wurde Detlef Roever Lehrling im väterlichen Betrieb. Es folgten Gesellenjahre in Stendal und Magdeburg. In der Schmucksteinfasser-Werkstatt des Meisters Franz Kannengießer erlernte er dieses seltene Handwerk von der Pike auf. 1989 wurde er Goldschmiedemeister.

Nach der Wende wurden alte Firmenkontakte wiederbelebt. Alle Schaufenster konnten wieder mit Ware gefüllt werden. 1993 folgte ein umfassender Geschäftsumbau auf die alte Größe von 1936. 2002 wurde Detlef Roever Firmeninhaber. 2007 wurden die Geschäftsräume nochmals vergrößert. Zum Jubiläum bekam der Laden eine Frischzellenkur. „Wir haben uns den Bedingungen des neuen Jahrtausends angepasst“, so Detlef Roever.

Handwerkskammer-Präsident Hagen Mauer überreichte eine Urkunde zum 175-jährigen Geschäftsjubiläum. „Im Kammerbezirk Magdeburg gibt es nur sehr wenige Betriebe, die seit so langer Zeit kontinuierlich in Familienhand liegen. Das ist eine beachtliche unternehmerische Leistung“, sagte Mauer. Stendals Oberbürgermeister Klaus Schmotz lobte den jahrelangen ehrenamtlichen Einsatz der Familie Roever bei der Sanierung der astronomischen Uhr in der Stendaler St. Marienkirche.

Wird das Unternehmen in Familienhand bleiben? Tochter Laura (19) und Sohn Tobias (18) zeigen Talent im Goldschmiede-Handwerk, haben sich aber noch nicht festgelegt. „Die Hoffnung ruht auf der sechsten Generation“, sagt Detlef Roever.

Kontakt:
Goldschmiede Detlef Roever
39576 Stendal, Marienkirchstr. 9
www.roever-stendal.de

(Veröffentlicht im "Handwerk in Sachsen-Anhalt", Ausgabe 20 vom 03.11.2016)