Vom Maschinenbau ins Bäckerhandwerk: Joachim Behrens findet sein berufliches Glück im Familienbetrieb "Landbäckerei Behrens". 
Anne-Kristin Gotot

PorträtVom Stahl zum Mehl

Bereits in 5. Generation wird in Wilsleben bei Aschersleben professionell Brot gebacken. 1833 von Friedrich Behrens gegründet, betreibt seit 1990 Bäckermeister Hartwig Behrens (63) die "Landbäckerei Behrens" mit aktuell zehn Mitarbeitern.

Die 6. Generation kommt jetzt auf Umwegen ins Bäckerhandwerk: Sohn Joachim Behrens, Jahrgang 1994, absolvierte nach dem Abitur ein Duales Studium zum Zerspanungsmechaniker und Maschinenbauingenieur und arbeitete dann drei Jahre lang in seinem Ausbildungsbetrieb in der Arbeitsvorbereitung. Weitere drei Jahre war er dann bei einem anderen Arbeitgeber angestellt, als Sachverständiger für Dampfdrucktechnik im Außendienst. "Sehr interessante Einblicke in die verschiedensten Firmen", sammelte er in dieser Zeit.

Magdeburg war sein Lebensmittelpunkt – bis zum Dezember 2023. Seit dem 1. Januar 2024 absolviert er im Betrieb seiner Eltern eine Bäcker-Lehre und wohnt um die Ecke in Aschersleben. "Wenn ich es mache, dann richtig mit Ausbildung", erklärt der zurückhaltende junge Mann die scharfe Wende in seinem Berufsleben.

Wenn ich es mache, dann richtig mit Ausbildung.
Joachim Behrens, Landbäckerei Behrens

Hauptgrund dafür war eine neue Personallage im elterlichen Betrieb. Dort hatten der Backstubenleiter, der als potenzieller Nachfolger gehandelt wurde, sowie zwei Gesellen gekündigt. Trotzdem mussten Brot, Brötchen und Kuchen für die Filialen in Wilsleben und Aschersleben, für den Verkaufswagen sowie für Krankenhaus, Pflegeheim und Supermarkt weiterproduziert werden – eine große Herausforderung für das verkleinerte Team, dem auch Joachims Mutter Christine Behrens angehört sowie seine Schwester Stephanie Amme, die als Betriebswirtin unter anderem die Bücher der Bäckerei führt und den Einkauf organisiert.

Unruhe und mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten im eigenen Arbeitsumfeld begünstigten die Entscheidung von Joachim Behrens zugunsten des Familienbetriebs. "Meine Eltern haben mich nie dazu gedrängt", betont er.

Vom Maschinenbau ins Bäckerhandwerk: Joachim Behrens findet sein berufliches Glück im Familienbetrieb "Landbäckerei Behrens".
Anne-Kristin Gotot

Jetzt steht er montags bis samstags ab 2 Uhr in Pepita-Hose, T-Shirt und Schürze in der Produktionshalle, misst Mehl ab, rührt Kuvertüre, bedient Teig-Maschinen, schiebt schwere Bleche in große Öfen und fällt 20 Uhr ins Bett. "Das ist schon etwas anderes, etwas mit den eigenen Händen herzustellen. Es steckt mehr dahinter, als ich am Anfang gedacht hätte. Man muss doch einiges beachten, damit ein vernünftiges Ergebnis herauskommt", ist das Fazit des Ingenieurs nach den ersten Ausbildungsmonaten. Welches breite Spektrum an Produkten der Bäcker aus relativ wenigen Zutaten herstellen kann, fasziniert ihn. "Das ist anders als beim Stahl", sagt er lächelnd.

Allerdings ist Joachim Behrens selten länger als zwei bis drei Wochen am Stück in der Backstube. Denn er absolviert die Ausbildung in der Hälfte der Zeit und ist entsprechend häufig in der Berufsschule in Dessau und in der Überbetrieblichen Lehrunterweisung in der Akademie des Deutschen Bäckerhandwerks in Dresden. Dort fühlt er sich mit seinen fast 30 Lebensjahren nicht als Exot: "Die Lehrer und Ausbilder sind sehr engagiert und auch einzelne Mitschüler haben ungewöhnliche Lebensläufe."

Im Sommer 2025 möchte er die Gesellenprüfung ablegen. Und dann gleich Meisterschule und Betriebsübernahme? Joachim Behrens bremst ab: "Ich möchte erstmal eine Zeit lang am Stück mitarbeiten. Wie es einmal mit dem Betrieb weitergehen soll, haben wir noch nicht besprochen. Auf jeden Fall hat das Bäckerhandwerk für mich Perspektive. Ich denke, wenn man es richtig anstellt und sich abhebt von der Masse, kann man sehr erfolgreich sein."

Anja Gildemeister