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Wie Bürgschaftsbank und Investitionsbank Sachsen-Anhalt die Finanzierung der Nachfolge unterstützen, erklären zwei Fachfrauen im InterviewSo gelingt die Finanzierung der Nachfolge

Im März 2022 veranstaltete das aus den vier gewerblichen Kammern bestehende Netzwerk Unternehmensnachfolge Sachsen-Anhalt (N:UN) zum siebten Mal die "Nachfolgewoche Sachsen-Anhalt". Die Themenwoche bot/bietet Übergebenden und Nachfolgeinteressierten kostenfreie Hilfe und Unterstützung im Übergabe- und Übernahmeprozess – kompakt und komprimiert, von der Altmark bis nach Zeitz.

Einen Knackpunkt im Nachfolgeprozess kann die Finanzierung des Kaufpreises darstellen. Dieser Herausforderung widmete sich der Expertensprechtag zur Finanzierung, den die Nachfolgeberaterinnen von Handwerkskammer sowie Industrie- und Handelskammer Magdeburg, Dorit Zieler und Bianca Hillebrecht, gemeinsam mit den Finanzierungsprofis Gaby Danielzyk von der Bürgschaftsbank und Janet Petermann von der Investitionsbank Sachsen-Anhalt bestritten.

Im Interview geben die Fachfrauen Auskunft, worauf Banken achten, was der Übernehmer mitbringen muss, welche Rolle das Rating spielt und wie die Banken helfen können.

Frau Danielzyk von der Bürgschaftsbank, Frau Petermann von der Investitionsbank Sachsen-Anhalt. Bitte stellen Sie sich und Ihre Arbeit kurz vor.

Gaby Danielzyk: Mein Name ist Gaby Danielzyk und ich bin seit vielen Jahren bei der Bürgschaftsbank im Firmenkundengeschäft tätig. Unsere Aufgabe ist es, unsere Mittelständler bestmöglich bei der Umsetzung ihrer Vorhaben zu begleiten bzw. zu unterstützen. Die Bürgschaftsbank (BB) und die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft (MBG) verstehen sich als Selbsthilfeeinrichtungen der gewerblichen Wirtschaft für die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt. Wir fördern kleine und mittlere Unternehmen sowie Existenzgründer und ermöglichen ihnen den Zugang zu Finanzierungen, wenn eigenes Kapital und ausreichende Sicherheiten fehlen bzw. nicht ausreichen. Die BB ersetzt Sicherheiten, die MBG kann Vorhaben anteilig mit einer stillen Beteiligung mitfinanzieren. Wir tragen mit unseren Instrumenten dazu bei, dass anstehende Vorhaben jeglicher Art, insbesondere Unternehmensnachfolgen, nicht scheitern.

Gaby Danielzyk
Bürgschaftsbank Sachsen-Anhalt
Gaby Danielzyk




Janet Petermann:
 Mein Name ist Janet Petermann, ich arbeite seit 2007 in der Investitionsbank Sachsen-Anhalt im Bereich Unternehmenskunden.

Wir unterstützen die Unternehmen bei allen Fragen zu Finanzierungen, Zuschüssen sowie sämtlichen Förderthemen der Investitionsbank.

Janet Petermann
Investitionsbank Sachsen-Anhalt
Janet Petermann





Sie begleiten schon seit einigen Jahren mit einem Spezialsprechtag potenzielle Nachfolger im Rahmen der Unternehmensnachfolgewoche. Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt? Was sind die häufigsten Fragen?
Danielzyk: Der Spezialsprechtag ist eine konstruktive und gut organisierte Veranstaltung. In diesem Rahmen können unsere Mittelständler eine erste komplexe Beratung mit vielen hilfreichen Informationen erhalten. Dieser konkret thematisierte Sprechtag sollte unbedingt beibehalten/fortgesetzt werden. Meine Erfahrungen sind positiv. Die Unternehmen sind für die Informationen an diesem gemeinsamen Sprechtag sehr dankbar. Oft wurden Folgegespräche geführt und Projekte sind daraus erfolgreich umgesetzt worden. Häufige Fragen sind: Welche Rechtsform ist günstig? Was muss mein Businessplan erhalten? Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es? Sind gemeinsame Gespräche mit allen Beteiligten möglich?

Petermann: Es besteht seit Jahren eine zunehmende Nachfrage zum Thema Unternehmensnachfolge. Viele Unternehmer suchen einen Nachfolger, um ihr Unternehmen zu übergeben und damit den Fortbestand am jeweiligen Standort zu sichern und auch die Arbeitsplätze zu erhalten. Der Sprechtag bietet potenziellen Nachfolgern die Plattform, sich bei den Kammern und Förderinstituten die notwendigen Informationen einzuholen. Häufige Fragen betreffen bspw. den Ablauf des Nachfolgeprozesses, welche Grundvoraussetzungen geregelt sein sollten und welche Unterstützung seitens des Landes Sachsen-Anhalt möglich ist.



Wann werden die Bürgschaftsbank und die Investitionsbank bei Finanzierungen mit ins Boot geholt?
Danielzyk: 
Bei der Kreditvergabe verlangen die Banken und Sparkassen entsprechende Sicherheiten. Diese sind meistens nicht oder nicht ausreichend vorhanden. In diesem Fall übernimmt die BB bei wirtschaftlich tragfähigen Vorhaben entsprechende Ausfallbürgschaften und ermöglicht so, z.B. die Übernahme eines bestehenden Betriebs oder auch andere Vorhaben. Kein Vorhaben darf an fehlenden Sicherheiten scheitern, fehlende Rentabilität kann jedoch nicht ersetzt werden.

Petermann: Die Investitionsbank Sachsen-Anhalt wird angefragt, wenn die Hausbank aufgrund verschiedener Ursachen einen Finanzierungspartner benötigt, bspw. aufgrund begrenzt vorhandener Sicherheiten oder im Rahmen einer notwendigen Risikoaufteilung. Zudem hat das Land mit seinen Nachfolgeprodukten wie beispielsweise dem IB-Nachfolgedarlehen für Gründer oder für KMU und deren attraktiven Konditionen gute Ergänzungsangebote zu denen der Hausbanken geschaffen, die manche Nachfolgefinanzierung erst möglich machen.



Was muss ein potenzieller Nachfolger mitbringen? Nach welchen Kriterien wird ein Finanzierungsvorhaben bewertet?
Danielzyk: 
Wichtig sind die fachlichen und kaufmännischen Qualifikationen/Voraussetzungen und ein angemessenes Eigenengagement/Motivation inklusive eines Eigenbeitrages. Der Nachfolger muss sich intensiv mit den Rechten/Pflichten eines Unternehmers auseinandersetzen und sich der Verantwortung des Führens eines Betriebs bewusst sein. Grundsätzlich steht bei der Unternehmensübernahme die wirtschaftliche Entwicklung des zu übernehmenden Betriebs im Vordergrund. Auch die Grundlage, auf welcher der Kaufpreis ermittelt wurde und ob dieser auch angemessen erscheint, muss plausibel dargestellt werden. Es sind Analysen von Ist-/Planwerten vorzunehmen. Zudem fließen Branchenvergleichszahlen mit ein und natürlich ist auch die Unternehmerpersönlichkeit (Übernehmender) von großer Bedeutung.

Petermann: Der Nachfolger sollte über entsprechende Branchenkenntnisse, möglichst über eine branchenspezifische Ausbildung verfügen.  Zudem sollte bei den Nachfolgevorhaben eine Bewertung des zu übergebenden Unternehmens vorgenommen worden sein, denn die Kaufpreishöhe ist von elementarer Bedeutung.



Was passiert, wenn der Nachfolger ein "Quereinsteiger" ist, bzw. neben der Geschäftsführung nicht selbst die fachliche Leitung innehat? Wirken sich diese Informationen auf das Rating und die Finanzierung aus?
Danielzyk: Ja, eine Auswirkung auf das Rating und auf eine mögliche Finanzierung kann dies durchaus mit sich ziehen. Hier ist es erforderlich, dass der Unternehmer sich das fehlende Know-How aneignet und sich Personal für noch fehlende Kompetenz-/Fachbereiche einkauft. Ein Unternehmer muss eben etwas unternehmen, um dem vorzubeugen oder eine Alternative aufweisen, damit es mit der Finanzierung funktioniert.

Petermann: Ja, solche Informationen wirken sich auf das Rating aus. Dies zeigt, wie wichtig die fachliche Qualifikation des Nachfolgers ist. Je nach Branche und Konstellation ist eine Nachfolge als Quereinsteiger ggf. trotzdem denkbar.



Was können Sie speziell beim Thema Unternehmensnachfolge den interessierten Nachfolgern empfehlen? Wie können sich diese auf eine Übernahme vorbereiten?
Danielzyk: 
Suchen Sie Kontakt zu den vor Ort agierenden Institutionenwie z.B. IHK und HWK. Nehmen Sie bestehende Beratungsangebote an und sammeln Sie ausreichende Informationen. Eine frühzeitige Einbindung der potenziellen Partner ist ratsam. Vor einem ersten Bankgespräch muss im Großen und Ganzen der Businessplan stehen, um gut vorbereitet ins Gespräch zu gehen. Die BB/MBG bietet allen Unternehmern die Möglichkeit, ein Projekt im Vorfeld zu prüfen. Die kostenfreie Vorprüfungsanfrage wird sehr gut genutzt. Sie erfolgt, je nach Unterlagen innerhalb von zehn Tagen. Umfängliche Informationen bietet auch unser Finanzierungsportal unser Finanzierungsportal.

Petermann: Es ist wichtig, rechtzeitig mit der Planung der Unternehmensnachfolge anzufangen. Neben den betriebswirtschaftlichen Unterlagen sind alle Rahmenbedingungen, wie bspw. Branche, Kundenstruktur, Mitarbeiterstamm und vieles mehr, zu prüfen. Je nach Branche und Größe des Unternehmens könnte eine zeitlich befristete Unterstützung seitens des Verkäufers hilfreich sein. Unabdingbar ist eine steuerliche und ggf. rechtliche Würdigung der geplanten Nachfolge.



Vielen Dank für die tolle Unterstützung und auf weitere gute Expertengespräche. 

Dorit Zieler

Abteilungsleiterin Betriebsberatung/Unternehmensförderung

Tel. 0391 6268-276

Fax 0391 6268-110

dzieler--at--hwk-magdeburg.de

Bürgschaftsbank Sachsen-Anhalt
Gaby Danielzyk
Tel: 0391 7375291
E-Mail: g.danielzyk@bb-mbg.de

Investitionsbank Sachsen-Anhalt
Tel: 0800 56 007 57