Gründerstories"Mit Elan und Freude" - Die Gründerstory von Lars Mahlfeldt
Im Interview erzählt Zahntechnikermeister Lars Mahlfeldt, warum er einen Betrieb in Wernigerode übernommen hat und wohin seine Reise gehen soll.
Wer sind Sie und welches Unternehmen aus welcher Branche haben Sie gegründet?
Also, mein Name ist Lars Mahlfeldt, und ich habe im Jahr 2019 ein zahntechnisches Meisterlabor, die Keradent-Dentaltechnik GmbH, im Herzen von Wernigerode mit 13 Angestellten übernommen. In diesem Betrieb bin ich bereits seit 2011 tätig. Nach dem Schritt in die Selbstständigkeit, wurde ich drei Jahre vom ehemaligen Geschäftsführer begleitet. Während dieser Zeit war es mir möglich, den Umgang mit unseren Kunden zu vertiefen, und mich mit der Führung des Unternehmens zu beschäftigen.
Warum haben Sie sich dafür entschieden, einen Betrieb zu gründen?
Eigentlich aus Liebe zu meinem Beruf. Ich habe schon während der Ausbildung bemerkt, dass mich dieser Beruf wirklich glücklich macht, und mir Gott sei Dank auch sehr gut lag. Dies gepaart mit den abwechslungsreichen Aufgaben, und der Komplexität des Berufes hat dafür gesorgt, dass ich mich unbedingt selbstständig machen wollte. Die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit verschiedenen Personen war ein weiterer wichtiger Grund. Auch ist es mir gelungen meine damaligen Kollegen zu motivieren, und neben dem alltäglichen Stress den Spaß nicht zu vergessen. Dies hatte mich in meinem Vorhaben stets bestärkt.
Welche Eignung brachten Sie mit?
Die Grundvoraussetzung ist, so denke ich, seine Arbeit wirklich mit Elan und Freude zu verrichten. Denn so sind stressige Phasen besser zu überwinden. Mein Gefühl war es stets, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Diese Energie hat dafür gesorgt, dass ich vor der Betriebsübernahme die Meisterschule in Teilzeit absolviert habe. Es war eine sehr anstrengende, aber unheimlich wichtige Zeit. Ich kann es wirklich nur empfehlen. Man lernt dort unheimlich viel dazu, und lernt auch neue Menschen kennen, welche alle das gleiche Ziel haben, und später wie ein kleines Netzwerk fungieren. Auch heute besteht zu einigen noch Kontakt.
Welches Wissen haben Sie sich für die Gründung noch angeeignet?
Besonders wichtig war es die Betriebszahlen zu analysieren und zu verstehen, um davon eine Zukunftsprognose ableiten zu können. Welche Parameter werden sich verschieben? Wie finanziert sich der Betrieb, und wie verhält es sich, wenn z.B. der Kundenstamm schrumpfen würde? All das waren Fragen, die ich mir gestellt habe um eine aussagekräftige Rentabilitätsvorschau zu erhalten.
Welche Hürden haben Sie wie überwunden?
Von Hürden möchte ich in diesem Zusammenhang eigentlich nicht sprechen. Es war etwas schwierig, alle Termine und Beratungen mit den Steuerberatern und dem Notar, im täglichen Arbeitsgeschehen unterzubringen. Die Übernahmebedingungen zu erarbeiten, und rechtssicher zu machen war dabei eine Aufgabe, welche nicht zu unterschätzen ist. Insgesamt ist meiner Meinung nach die Bürokratie die größte Hürde.
Wo haben Sie sich Unterstützung geholt?
Tatsächlich hatte ich frühzeitig Kontakt zur Handwerkskammer Magdeburg aufgenommen. Mehrere Telefonate, und ein persönliches Beratungsgespräch haben mir damals Sorgen und Ängste genommen und dafür gesorgt, dass ich dieses Vorhaben mit einem noch besseren Gefühl umsetzen konnte. Auch tiefgreifende Gespräche mit den Steuerberatern und dem Notar waren sehr wichtig.
Wofür haben Sie die Meistergründungsprämie eingesetzt?
Die Meistergründungsprämie, welche ich in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Magdeburg, und der Investitionsbank Sachsen-Anhalt erhalten habe, wurde ausschließlich für neue, arbeitserleichternde und modere Gerätschaften eingesetzt.
Wie wichtig ist die Chemie zwischen Übergeber und Übernehmer aus Ihrer Sicht?
Das ist einer der wichtigsten Punkte. Da der ehemalige Geschäftsführer ab 2019, für drei Jahre mein Geschäftspartner war, würde ich sagen dass die zwischenmenschliche Chemie sehr wichtig ist. Während der gemeinsamen Geschäftsführung, waren gefühlt alle gewohnten Parameter außer Kraft gesetzt. Alles war auf einmal anders. Derjenige, der den Betrieb übernimmt, wildert ja quasi in den Aufgabenbereichen des alten Geschäftsführers herum. Was allerdings völlig normal und auch notwendig ist. Dann macht der Übernehmer auf einmal einige Dinge anders als zuvor. Das ist nicht unbedingt leicht für den, der den Betrieb abgibt. Da ist gegenseitige Rücksichtnahme und Verständnis unerlässlich.
Wovon raten Sie jedem Gründer/Nachfolger ab?
Ich weiß gar nicht ob ich das hier so schreiben kann!? Das wichtigste ist es, so glaube ich, nicht abzuheben. Im besten Fall verändert sich das Gehalt ja zum Positiven. Ein dickes Leasingfahrzeug und andere Konsumgüter stehen unnötigerweise sehr oft, ganz weit oben auf der Liste. Ist ja auch ok. Damit habe ich wirklich kein Problem. Allerdings hat man ja besonders in den ersten 10 Jahren relativ viele Schulden. Diese sollte man dabei nicht aus den Augen verlieren. Auch der Wille zur Mehrarbeit ist unendlich wichtig. Die neu übernommen Aufgaben sorgen ja für ein zusätzliches Arbeitsaufkommen. Damit möchte ich sagen, dass ich es für unumgänglich erachte, kontinuierlich und zielstrebig das Fundament seiner Firma zu verstärken. Wenn man z.B. Angestellte hat, übernimmt man am Tag der Neugründung oder der Betriebsübernahme auch die Verantwortung für die monatlichen Gehaltszahlungen für sie. Darum ist es wichtig nachhaltig zu haushalten.
Was würden Sie wieder so machen?
Eigentlich würde ich fast alles wieder genauso machen. Vielleicht wäre ich mit dem Wissen von heute ein etwas kritischerer Verhandlungspartner gewesen. Im Großen und Ganzen bin ich bisher aber wirklich zufrieden.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Meine Pläne für die Zukunft sind relativ überschaubar. In erster Linie möchte ich meine Firma erhalten, und zukunftssicher modernisieren. Aktuell empfinde ich unsere Politik leider als relativ mittelstandsgefährdend. Eine Planungssicherheit gibt es quasi nicht, was die Gesamtsituation nicht leichter macht. Insgesamt möchte ich durch das Ausbilden von neuen Zahntechnikern, weiterhin meinen Teil zum Erhalt dieses wunderschönen Berufes beitragen.
Keradent-Dentaltechnik GmbH
Burgstraße 4
38855 Wernigerode
Tel.: 03943 905883
E-Mail: info@keradent-dentaltechnik.de
www.keradent-dentaltechnik.de
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