Best of HandwerkMetallbauer mit Wissensdurst

Patrice Eich aus Kroppenstedt ist der beste Nachwuchs-Metallbauer 2024 aus Sachsen-Anhalt. Schon früh in seiner Ausbildung durfte er eigenständig Aufträge abarbeiten. Jetzt strebt er den Meistertitel an.

"Irgendwas mit Metall" war in der 9. Klasse die Antwort von Patrice Eich aus Kroppenstedt auf die Frage eines Berufsberaters nach seinem Berufswunsch. Ein Neigungstest hatte eindeutig zum Praktischen geführt, diverse Schülerpraktika schlossen andere Werkstoffe wie Holz aus. Hinzu kam, dass sein Vater als Karosserie- und Fahrzeugbauermeister und seine Mutter als Technische Zeichnerin eine Zeitlang regelmäßig zu dienstlichen Zwecken am heimischen Küchentisch Fahrzeugaufbauten konstruierten und Stücklisten schrieben. Diese Lust am Tüfteln übertrug sich auf den Sohnemann.

Also bewarb sich Patrice nach seinem Realschulabschluss an der Freien Sekundarschule Gröningen bei Firmen in der Region und unterschrieb seinen Ausbildungsvertrag zum Metallbauer in der Fachrichtung Konstruktionstechnik bei der LSB Stahlbau Oschersleben GmbH & Co. KG.

"Das war das Beste, was mir passieren konnte“, sagt Patrice. Denn bei dem Hersteller von Anbauwerkzeugen für
Baumaschinen durfte er bereits nach zwei Tagen ein Schweißgerät bedienen, während seine Mitschüler aus der Berufsschule in ihren Firmen wochenlang feilten und fegten. Im zweiten und dritten Lehrjahr arbeitete Patrice – immer in Abstimmung mit seinen Kollegen – eigenständig Aufträge ab.

Ein Satz seines Berufsschullehrers wurde zu seinem Leitmotiv: "Wir arbeiten im Handwerk, wir lösen Probleme." Aufgrund seiner guten Leistungen verkürzte Patrice die Ausbildung um sechs Monate und schloss sie als Bester seines Jahrgangs im Land Sachsen-Anhalt ab. Das war das Ticket zum Bundeswettbewerb im November in Northeim (Niedersachsen), wo sich Nachwuchs-Metaller aus ganz Deutschland den Wettbewerbsaufgaben stellten. Auch wenn Patrice es hier nicht aufs Siegertreppchen schaffte, so war er doch "ziemlich beeindruckt“ von dieser Begegnung: "Das war ein guter Austausch, alle hatten dieselbe Einstellung.“

Apropos Einstellung: Für Patrice war schon im zweiten Lehrjahr klar, dass er nach der Ausbildung berufsbegleitend seinen Meister und den Schweißfachmann machen will. "Als Geselle lernt man zu arbeiten, als Meister lernt man zu verstehen. Ich möchte mehr wissen“, erklärt er seine Motivation.

Da sein Ausbildungsbetrieb diesen Plan nicht unterstützte, bewarb er sich bei anderen Unternehmen. Nach einem Dutzend enttäuschender Absagen heuerte er schließlich bei der Nutzfahrzeug und Service Fahrzeugbau GmbH in Osterweddingen an.

Die Meisterschule im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Magdeburg finanziert Patrice selbst. Betriebsleiter Renè Simkes, Chef von 42 Mitarbeitern, darunter fünf Meister und zwei Azubis, stellt ihn dafür freitags für zwei Stunden frei.

Simkes sagt: "Patrice ist motiviert, wissbegierig und lernfähig. Wenn ich das nicht unterstützen würde, würde ich mich selber ausbremsen. Die Bereitschaft weiterzulernen ist bei jungen Leuten heute leider nicht mehr sehr verbreitet. Für mich ist das eine Form der Wertschätzung.“

Anja Gildemeister