Anne-Kristin Gotot

Meister made in Magdeburg 2025Keine Zweifel mehr

Die Entscheidung für das Handwerk hat sich Milena Schallenberg, 1998 geboren, nicht leicht gemacht. Zwar wurde an ihrer Schule, der Freien Waldorfschule Magdeburg, viel handwerklich gearbeitet. Doch von Abiturienten wurde erwartet, dass sie studieren.

Milena war sich da nicht so sicher. Nicht nur, weil ihr Partner viel Freude an seiner Elektroniker-Ausbildung hatte. Sie schob die Entscheidung auf und machte ein Freiwilliges Soziales Jahr. Danach war ihr endgültig klar: "Ich brauche etwas Praktisches."

Sie schnupperte bei einem Magdeburger Elektro-Betrieb in den Beruf hinein und unterschrieb dann dort ihren Ausbildungsvertrag als Elektronikerin für Energie- und Gebäudetechnik. Ihre Eltern blieben skeptisch, die Freunde waren begeistert.

Milenas Selbstbewusstsein in ihrer neuen Rolle als Handwerkerin wuchs mit den Ausbildungsjahren. "Die Arbeit draußen auf den Baustellen, mit den Kollegen und den Kunden brachte mir viel Bestätigung ein", sagt sie. Auf ihrem Instagram-Profil zeigt sie ganz selbstverständlich ihren Arbeitsalltag, fast 1000 Menschen folgen ihr dort.

Von Ausbildungsbeginn an nahm sie Kurs auf den Meistertitel. Das Programm "Handwerksberuf Plus" machte es möglich. Dabei erwerben Abiturienten parallel zur Berufsausbildung die Zusatzqualifikation "Geprüfter Fachmann für kaufmännische Betriebsführung nach der Handwerksordnung (HWO)", die als Teil III der Meisterausbildung anerkannt wird.

Die Arbeit draußen auf den Baustellen, mit den Kollegen und den Kunden brachte mir viel Bestätigung ein.
Elektrotechnikermeisterin Milena Schallenberg

Anne-Kristin Gotot
Meister made in Magdeburg 2025: Milena Schallenberg, Elektrotechnikermeisterin

Als Gesellin suchte Milena ein breiteres Aufgabenfeld sowie eine Perspektive als Meisterin. Sie fand es bei einem Elektro- und Sanitär-Unternehmen in Magdeburg. Nach einem Jahr absolvierte sie im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Magdeburg in Vollzeit die fachbezogenen Teile I und Teil II der Meisterausbildung. Teil IV, die Ausbildung der Ausbilder, legte sie berufsbegleitend ab.

"Ich hatte ordentlich Respekt vor dem Meistertitel, das ist schon ein großes Ziel", sagt sie. Unterstützung bekam sie vor allem von ihrem Partner, der mittlerweile auch Elektrotechnikermeister war. Privat sind die beiden gerade dabei, ein altes Haus für sich zu sanieren.

Wie schon in der Ausbildung war sie auch in der Meisterschule die einzige Frau. "Leider gibt es in meinem Beruf nur wenige weibliche Vorbilder. Die erste Elektromeisterin, der ich in meinem Berufsleben begegnet bin, war Ausbilderin Ilona Gäckle im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer. Ich würde mich in meiner Branche gern mehr mit anderen Frauen austauschen", sagt Milena und betont, dass sie mit ihren männlichen Kollegen bislang fast ausschließlich positive Erfahrungen gemacht hat.

Milena ist sehr stolz auf ihren Meistertitel. "Er steht auf einer Stufe mit dem akademischen Bachelor-Abschluss und ist die Bestätigung dafür, dass man im Handwerk erfolgreich sein kann", sagt sie.

In Zukunft möchte Milena ihr Meisterwissen nutzen. Als Angestellte kann sich die Leitung eines Teams, Projektkoordination oder Ausbildungsverantwortung vorstellen. Auch die Selbständigkeit kommt für sie grundsätzlich infrage. Ihrem Handwerk wird sie treu bleiben, daran hat sie keine Zweifel mehr.

Anja Gildemeister



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