Eine Krise jagt die nächste. Wie stellen Unternehmer ihren Betrieb krisenfest auf?In der Krise zügig handeln
Die aufeinanderfolgenden und ineinandergreifenden Krisen der jüngsten Vergangenheit verschlechtern die wirtschaftliche Lage in vielen Handwerksbetrieben. "Wir verzeichnen derzeit einen krisenauslösenden Wandel externer Einflussfaktoren wie die Instabilität von Lieferketten, Zeitverzüge oder erhebliche Preisanstiege. Das führt zu einer Abnahme allgemeiner (Planungs-)Sicherheiten“" sagt Ralf Glöckner, Inhaber der Buhtz & Partner Unternehmensberatung für Unternehmensentwicklung und -sicherung in Magdeburg.
Franziska Jahn, Fachanwältin für Insolvenzrecht, Insolvenzverwalterin sowie zertifizierte Restrukturierungs- und Sanierungsberaterin (IfUS), verweist darauf, dass eine Unternehmenskrise nicht über Nacht kommt, sondern sich über einen längeren Zeitraum ankündigt und verschiedene Krisenstadien durchläuft: "Wie gut ein Unternehmen durch eine Krise kommt, hängt von vielen Faktoren ab. Einer davon ist Zeit – ohne ein rechtzeitiges aktives Gegensteuern spitzt sich die Situation weiter zu und der Handlungsspielraum des Unternehmens wird zunehmend geringer. Der größte Fehler besteht darin, erst dann einzugreifen, wenn praktisch keine Liquidität mehr vorhanden ist".
"Abwarten ist keine Option."
Franziska Jahn,
Fachanwältin für Insolvenzrecht,
Insolvenzverwalterin
und zertifizierte Restrukturierungs-
und Sanierungsberaterin
(IfUS)
In dieser Situation müssen Unternehmer Risiken möglichst früh erkennen und rechtzeitig präventive Maßnahmen ergreifen. Das Kernproblem hierbei ist das das sogenannte Krisenparadoxon. "Die Reihenfolge des Entstehens und des Erkennens von Unternehmenskrisen ist gegenläufig, das ist fatal", erklärt Unternehmensberater Glöckner. "Betriebswirtschaftliche Zahlen reagieren mit einem großen Zeitverzug. Wenn die Zahlen auf eine Krise hindeuten, sind die Krisenursachen häufig bereits voll zur Wirkung gekommen und können kurzfristig nicht behoben werden", ergänzt Rechtsanwältin Jahn.
Doch: Unternehmenskrisen entwickeln sich in der Regel schleichend, mit entsprechenden Alarmsignalen und Warnzeichen. Das gilt für das eigene Unternehmen genauso wie für Vertragspartner.
"Jetzt Maßnahmen ergreifen."
Ralf Glöckner,
Inhaber der Buhtz & Partner Unternehmensberatung
für Unternehmensentwicklung und - sicherung
in Magdeburg
In Hinblick auf Vertragspartner rät Rechtsanwältin Jahn, auf klassische Krisen-Indikatoren wie häufig wechselnde Ansprechpartner, Entscheidungsstau oder verändertes Zahlungsverhalten zu achten.
Im eigenen Betrieb gelte es, ein Frühwarnsystem zu installieren, um bestandsgefährdende Risiken rechtzeitig zu erkennen In Hinblick auf eine mögliche Insolvenz ist eine permanente Risikoanalyse und deren Dokumentation erforderlich. Der finanzielle Status muss jederzeit genau im Blick behalten werden.
"Abwarten ist keine Option, der Chef haftet persönlich", warnt Rechtsanwältin Jahn und verweist auf die deutliche Haftungsverschärfung für Geschäftsleiter seit 2021. Die Geschäftsführung habe die Pflicht, stets gewissenhaft zu prüfen, ob für ihr Unternehmen eine Insolvenzantragspflicht besteht.
Fazit von Jahn und Glöckner, die regelmäßig bei Workshops und Sprechstunden der Handwerkskammer ihre Expertise zur Verfügung stellen: Zügig handeln und geeignete Maßnahmen zur Sicherung des Betriebes ergreifen.
Von Anja Gildemeister
Ansprechpartnerin:
Handwerkskammer Magdeburg Fotoatelier Mentzel
Abteilungsleiterin Betriebsberatung/Unternehmensförderung
Tel. 0391 6268-276
Fax 0391 6268-110