Henriette Meyer übernimmt Glaserei-FamilienbetriebIch bin Generation Nr. 5
Rund um Magdeburg ist der Name Spiegelmeyer ein Begriff. Seit 122 Jahren werden in der traditionsreichen Glaserei alle Kundenwünsche aus dem durchsichtigen und spröden Werkstoff erfüllt.
Die Vorfahren der Familie Meyer haben die Wechsel in den Gesellschaftsformen genauso überstanden wie die Wirrnisse nach der Wende. Glasermeister Torsten Meyer ist sichtlich stolz darauf, dass seine Tochter sich entschlossen hat den Familienbetrieb weiterzuführen und so soll die Tochter auch eine Firma vorfinden die zukunftsfähig aufgestellt ist. „Wir haben jetzt gerade rund 500.000 Euro in neue Maschinen und Anlagen investiert“ stolz zeigt der Meister den neuen 5-Achsen Schleifautomaten aus Italien. „Die Italiener wissen was sie tun, mit dieser Maschine kann man Glasscheiben schleifen, Fassetten polieren, bohren und sägen. Es gibt nicht eine Form die mit diesem Automaten schnell, präzise und in allerhöchster Qualität hergestellt werden kann.“ Die Investition in den modernen Automaten ist aber noch nicht alles. Für die Bedienung der neuen Maschine sind umfangreiche Anpassungsqualifizierungen für verschiedene Mitarbeiter erforderlich und um die Investitionen komplett zu machen, wurde extra eine weitere Halle angemietet in der eine neue Sandstrahlanlage die Produktion aufnimmt.
Die Investitionen kommen gerade zur rechten Zeit. Henriette Meyer ist gelernte Bürokauffrau und weiß wie im Familienbetrieb kalkuliert wird. „Ich habe mir das gut überlegt“ sagt die Dreiundzwanzigjährige, „in den nächsten fünf Jahren muss ich noch viel lernen, aber in der verbleibenden Zeit sind die Investitionen refinanziert und unsere Glaserei weitsichtig für die Zukunft gerüstet.“ Spricht sie und wendet sich einem Mitarbeiter zu. Überhaupt hat sich die junge Frau schon jetzt in der Belegschaft einen guten Namen gemacht. Sie packt zu wo Hilfe gebraucht wird, hat aktiven Anteil an der Entwicklung der Firma und an keiner Stelle lässt sie sich auf die Tochter vom Chef reduzieren.
Während in vielen Handwerksbetrieben die Nachfolge ein ungelöstes Problem darstellt, ist der Übergabeprozess in der Firma Spiegelmeyer beispielgebend. In vielen Fällen ist die Nachfolge in der Familie zur Ausnahme geworden und als Handwerksmeister hat Torsten Meyer hier besonderes Glück, aber Betriebsnachfolge sollte man langfristig planen. Wolfgang Sandrock, Leiter des ServiceCenter der Handwerkskammer Magdeburg „Nach unserer Erfahrung ist eine Betriebsübergabe ein Prozess von mindestens 5 Jahren. In den seltensten Fällen bleibt die Firma in der Familie. Also sind die Finanzierung des Kaufpreises oder eine Übernahme auf Rentenbasis Ergebnis komplexer Verhandlungen mit unterschiedlichen Partnern“ sagt der Experte und verweist auch darauf, dass es nicht nur um die Übernahme der Firma sondern auch um die Sicherung der Arbeitsplätze geht.
Henriette Meyer weiß worauf sie sich einlässt. Schon jetzt fängt sie an, dem traditionsreichen Familienbetrieb an der einen oder anderen Stelle ihren Stempel aufzudrücken. Sie engagiert sich aktiv für ihre Heimatstadt Magdeburg und kann sich zu dem zu 100 % auf ihre Eltern verlassen. „Denn“ so der erfahrene Handwerksmeister „man darf die jungen Leute von heute nicht unterschätzen und man muss sie auch einfach mal machen lassen.“ Dabei schaut er liebevoll auf seine Tochter und dann auf die Frau an seiner Seite.
Kontakt:
Torsten Meyer
Sudenburger Str. 14
39112 Magdeburg
Tel. 0391 6238611