Integrationspreis 2016Flagge zeigen
Weil Matthias Helbig in seinem Autohaus in Staßfurt einen syrischen Flüchtling zum Kraftfahrzeugmechatroniker ausbildet, hat sein Unternehmen den Integrationspreis 2016 des Landes Sachsen-Anhalt in der Kategorie Bildung, Ausbildung und Arbeit erhalten. Die Auszeichnung macht den Unternehmer stolz - und nachdenklich.
„Wenn wir nicht ausbilden würden, wären wir fachkräftetechnisch insolvent“, sagt Matthias Helbig. Insofern war der Vertragsabschluss mit Anees Alsamel im Sommer 2016 ein ganz normaler Vorgang für den Unternehmer, der in Staßfurt ein Autohaus mit Werkstatt und Straßendienst führt.
Anees Alsamel allerdings ist kein ganz normaler Lehrling. Er ist 36 Jahre alt, hat eine Frau und drei Kinder und floh wegen des Kriegs aus seiner Heimat Syrien. Nach Aufenthalten in Libyen und Ägypten kam er mit seiner Familie nach Deutschland, besuchte Sprachkurse, machte den Führerschein und nun eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker.
Der örtliche Pfarrer und die Migrationsbeauftragte hatten bei Matthias Helbig angefragt, dem Idee und Person sogleich gefielen, der die Entscheidung aber gemeinsam mit seinen 28 Mitarbeitern treffen wollte. Helbig: „Wir haben diskutiert und uns dann dafür entschieden, Flagge zu zeigen und zu helfen. Das ist unser soziales Projekt für die nächsten drei Jahre.“
Matthias Helbig überwand diverse bürokratische Hürden, gab Anees Alsamel seinen erfahrensten Gesellen an die Hand, machte ihn persönlich in der Berufsschulklasse bekannt, stellt ihn fünf Stunden pro Woche frei für Förderunterricht im Rahmen des Landesprogramms „Zukunftschance Assistierte Ausbildung“ (gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Sachsen-Anhalt sowie der Bundesagentur für Arbeit) und gibt ihm täglich Raum und Zeit für seine Gebete. „Ich bin sehr dankbar und sehr glücklich“, sagt Anees Alsamel.
Die Integrationspreis-Urkunde hat Matthias Helbig in seinem Autohaus aufgestellt und dafür von vielen Kunden Glückwünsche erhalten. Das macht ihn stolz, aber auch nachdenklich. Denn im Raum Staßfurt ist er laut Sozialministerium der erste und einzige handwerkliche Betrieb, der einen Flüchtling ausbildet. Helbig: „Das sollte allen Verantwortlichen sehr zu denken geben. Ich würde mich freuen, wenn andere Unternehmer durch unser Beispiel mutiger würden.“ (ag)