RückblickFachtagung "Beschäftigung von Migranten im Handwerk"
Die Beschäftigung von Migranten im Handwerk war Thema einer vom Handwerkstag Sachsen-Anhalt organisierten Fachveranstaltung am 21. Oktober im Haus des Handwerks Magdeburg. Gemeinsam mit Fachleuten diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Handwerk und Politik.
Christa Dieckmann, Leiterin der Abteilung Kommunal- und Hoheitsangelegenheiten beim Ministerium für Inneres und Sport, erläuterte in ihrem Vortrag rechtliche Grundlagen und Begriffe. Sie lieferte einen aktuellen Sachstand zur Thematik und listete hilfreiche Internetportale, Netzwerke und Institutionen für Unternehmen auf.
Markus Behrens, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit, zeigte in seinem Vortrag die aktuelle Datenlage sowie Herausforderungen und Lösungswege auf. Laut Behrens beträgt der Anteil ausländischer Lehrlinge in Sachsen-Anhalt 7,5 Prozent (Bundesdurchschnitt 13,2 Prozent), der Anteil ausländischer Beschäftigter 7,1 Prozent (Bundesdurchschnitt 15,3 Prozent). "Der demografisch bedingte Arbeitskräfteverlust betrifft Ostdeutschland am stärksten. Seit 2017 wächst die Beschäftigung bei uns nur noch durch ausländische Fachkräfte. Die Leute, die da sind, werden nicht reichen, um die Lücke zu füllen. Wir müssen uns der Herausforderung der Integration ausländischer Fachkräfte stellen", so Behrens.
In der anschließenden Gesprächsrunde berichtete Norman Seguin, Geschäftsführer der SK Glas- und Gebäudereinigung Seguin GmbH, von seinen Erfahrungen bei der Arbeitsmarktintegration von Migranten. "Ohne ausländische Fachkräfte wäre unsere Branche existenzbedroht. Die größten Defizite sehe ich in der Vermittlung der deutschen Kultur an die ausländischen Fachkräfte, hier wünsche ich mir Unterstützung von der Politik", so Seguin.
Christiane Pruschek vom Magdeburg Welcome Service, seit Mai 2024 zentrale Anlaufstelle für Fachkräfte und Ansprechpunkt für alle Fragen zum Ankommen und Leben in Magdeburg und Umgebung, wünscht sich bei der Gesetzgebung eine größere Berücksichtigung der Bedürfnisse der Unternehmen.
Viel Erfahrung mit ausländischen Azubis hat die temps GmbH Malereibetriebe mit Hauptsitz im niedersächsischen Neustadt. Claus Rieckmann, Malermeister und Geschäftsführer der temps GmbH Magdeburg, nannte als Voraussetzung für eine erfolgreiche Ausbildung das Beherrschen der Fachsprache. Seitdem die temps GmbH ihre Azubis einen Tag pro Woche auf eigene Kosten von einem Lehrer unterrichten lässt, bestehen alle die Gesellenprüfung. "Es ist nicht einfach, man muss sich kümmern. Man braucht viel Glück und Geduld mit den Behörden. Ausländische Arbeitskräfte zu integrieren ist eine Frage des Überlebens", so Rieckmann.
Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle (Saale), und Burghard Grupe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg, berichteten jeweils von Projekten ihrer Kammern, die Fachkräfte aus Vietnam nach Sachsen-Anhalt ins Handwerk bringen sollen.
Die Zahlen lügen nicht. Ausländische Arbeitskräfte sind unsere Chance. Ein kleiner Handwerksbetrieb kann den derzeitigen Aufwand in der Regel aber nicht leisten. Wir müssen schnell praktikable, unkomplizierte Lösungen für unsere Betriebe finden.
Präsident des Handwerkstags Sachsen-Anhalt, Uwe Runge
Der Präsident des Handwerkstags Sachsen-Anhalt, Uwe Runge, forderte in seinem Fazit, Hürden abzubauen. "Die Zahlen lügen nicht. Ausländische Arbeitskräfte sind unsere Chance. Ein kleiner Handwerksbetrieb kann den derzeitigen Aufwand in der Regel aber nicht leisten. Wir müssen schnell praktikable, unkomplizierte Lösungen für unsere Betriebe finden", so Runge.