Hervorragende Prüfungsergebnisse und ein kunstvoll verziertes Silber-Medaillon haben Tobias Roever aus Stendal den zweiten Platz beim Bundeswettbewerb beschertEine Silber-Medaille für den Goldschmied
Dass Tobias Roever aus Stendal einmal ein guter Goldschmied werden würde, kann man schon an dem Stück ablesen, das er mit 15 Jahren beim Praktikum anfertigte:
ein Kettenanhänger aus flambiertem Silber in Form eines Engels, der Körper matt, die Flügel poliert. „Säge- und Schmelzarbeit“, erklärt ein Schildchen in dem Schaufenster, das Tobias’ Lehrmeister und stolzer Vater Detlef Roever aus Anlass des erfolgreichen Berufsabschlusses eingerichtet hatte.
Unter dem Gesellenbrief waren da neben dem Engel Arbeiten ausgestellt, die während der dreieinhalbjährigen Ausbildung entstanden sind: Mit verschiedensten Techniken gefertigte Anhänger, Ringe, ein Armreif, außerdem Übungsarbeiten im Handgravieren, Emaillieren und plastischen Gestalten, Treib- und Ziselierarbeiten sowie Reparaturen wie gelötete Ketten und Armbänder, geänderte Ringe oder gereinigtes Besteck – die ganze Bandbreite des Goldschmiedehandwerks.
Mit seinen hervorragenden Prüfungsergebnissen wurde Tobias Landessieger im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks und qualifizierte sich außerdem für den Wettbewerb auf Bundesebene, an dem in diesem Jahr zwölf Gold- und Silberschmiede teilnahmen.
Dafür schickte er sein Gesellenstück ins Rennen, ein ovales Medaillon in Sterlingsilber, verziert mit einer niellierten Goldauflage in Form eines Schmetterlings und einem Brillanten. „Niello ist eine sehr selten angewendete Goldschmiedetechnik zur Verzierung, bei der das handgravierte Dekor mit einer schwarzen Silbermasse kunstvoll ausgefüllt wird. Nur sehr wenige pflegen diese uralte Technik“, erklärt Tobias.
Er überzeugte damit die Jury und belegte den zweiten Platz – eine Silbermedaille für den Goldschmied.
„Ich bin zufrieden“, bleibt der 23-Jährige auch in Anbetracht dieses großartigen Erfolgs bescheiden. Da er sich nach eigener Auskunft für die Ausbildung nicht über die Maßen anstrengen musste, verdankt er seinen überragenden Abschluss dann wohl seiner seit frühester Kindheit mit Bastelarbeiten geförderten Fingerfertigkeit, einer soliden Lehre im väterlichen Betrieb und in der überbetrieblichen Lehrunterweisung in Arnstadt, einem gesunden Interesse am Beruf und seinem „geerbten“ Talent als Goldschmied in sechster Generation.
Denn schon 1841, also vor 180 Jahren, eröffnete Tobias‘ Ur-Ur-Urgroßvater Wilhelm Schreck eine Goldschmiede in Stendal. 1875 heiratet der Goldschmied Ernst Roever Schrecks Tochter Alma und gab dem Unternehmen seinen Namen. Deren Sohn Oskar Roever übernahm 1912 das Geschäft. 1958 wurde Oskar Roever junior Inhaber, seit 2002 führt Detlef Roever das Unternehmen.
Tobias Roever, der in seiner Freizeit klassische Gitarre und Tischtennis im Verein spielt, hat diese tiefen Fußstapfen nicht gescheut und sich nach Abitur und Praktikum für die Goldschmiede-Lehre entschieden. Jetzt arbeitet er als Angestellter im Vier-Personen-Familienbetrieb und bildet sich derzeit über einen Kurs an der Kunstschule im Konstruktiven Zeichnen fort, um seine Fähigkeiten im Entwurfszeichnen zu verbessern. Irgendwann in der Zukunft steht die Meisterschule auf seinem Plan.
Der Silber-Engel, das Frühwerk des zweitbesten Nachwuchsgoldschmieds Deutschlands, ist im Schaufenster in Stendal übrigens als „verkauft“ deklariert. „Den hat sich meine Mutter gesichert“, verrät Tobias Roever.
Von Anja Gildemeister
Kontakt (Ausbildungsbetrieb):
Goldschmiedemeister Detlef Roever
Marienkirchstraße 9
39576 Stendal
03931212339
goldschmiede@roever-stendal.de
www.roever-stendal.de