Handwerkstag Sachsen-AnhaltDiskussion um die Zukunft der Handwerksorganisationen
Die Organisationen des Handwerks – Innungen, Kreishandwerkerschaften, Verbände und Kammern – prägen das Antlitz des Berufstandes. Sie erfüllen wichtige Aufgaben in der Interessenvertretung, bei der Prüfung der Auszubildenden und der fachlichen Begleitung der Unternehmen. Dennoch ist gerade bei jungen Leuten das Bild von der Handwerksorganisation nicht das Beste. Warum das so ist und was das Handwerk dagegen tun, war Thema einer Fachtagung des Handwerkstags Sachsen-Anhalt mit 45 Teilnehmern am 4. Juli in Bernburg.
Wie es derzeit um die Handwerksorganisationen im Land steht, berichteten zu Beginn der Veranstaltung der Präsident des Handwerkstags, Uwe Runge, sowie die Präsidenten der Handwerkskammern Halle (Saale) und Magdeburg, Thomas Keindorf und Hagen Mauer.
"Im Kammerbezirk Magdeburg waren vor 20 Jahren knapp 30 Prozent der Betriebe in Innungen organisiert, heute sind es noch 13 Prozent", berichtete Hagen Mauer und nannte als wichtigste Gründe für den Rückgang die sinkende Bereitschaft zu freiwilligem Engagement, die Möglichkeit der digitalen Informationsbeschaffung sowie die Überalterung der Mitglieder. "Wir brauchen aber dringend fachspezifische und regionale Interessenvertretungen, das hat uns nicht zuletzt die Corona-Pandemie gezeigt", sagte der Präsident und sicherte den Handwerksorganisationen die Unterstützung der Handwerkskammer zu.
Dr. Markus Glasl vom Ludwig-Fröhler-Institut für Handwerkswissenschaften in München erläuterte in seinem Vortrag "Handwerksorganisation im Wandel" (unter Downloads als PDF verfügbar) wissenschaftliche Erkenntnisse und Ansatzpunkte für eine erfolgreiche Zukunft. Laut Glasl verzeichnete Sachsen-Anhalt in den vergangenen 25 Jahren im Bundesvergleich den stärksten Rückgang bei den Innungen. Als Handlungsansätze nannte er:
- Wahrgenommene Kosten-Nutzen-Relation verbessern
- Identifikation erhöhen
- Diversität in den Gremien erhöhen
- Maßnahmen zur Mitgliedergewinnung umsetzen
- Mitgliederbefragungen vornehmen
Unter dem Titel !Wie weiter Handwerksorganisation?! diskutierte Markus Glasl anschließend gemeinsam mit Uwe Runge, Wulfhard Böker (Geschäftsführer Kreishandwerkerschaft Harz-Bode), Torsten Kiel (Obermeister der Schornsteinfegerinnung Sachsen-Anhalt) und Lothar Dieringer (Obermeister der SHK-Innung Halle).
Das Fazit des Handwerkstag-Präsidenten Uwe Runge: "Ich bin mir sicher, dass es die Organisation des Handwerks auch noch in zehn Jahren geben wird. Sie wird gebraucht. Aber es muss uns gelingen, jüngere Handwerkskolleginnen und Handwerkskollegen stärker einzubinden, um auch im Ehrenamt Nachwuchs zu generieren. Das gilt für alle Teile der Organisation – von der Innung über die Verbände bis zu den Kammern."