Vater und Sohn: Firmengründer Hans-Joachim Schulz (l.) und Firmeninhaber Heino Schulz.
Handwerkskammer Magdeburg
Vater und Sohn: Firmengründer Hans-Joachim Schulz (l.) und Firmeninhaber Heino Schulz.

Drechsler-Schulz ist in der Altmark ein BegriffDer Drechslermeister aus Diesdorf

„Drechsler-Schulz“ aus Diesdorf ist in der Altmark seit Jahrzehnten ein Begriff. Heino Schulz übt das alte Handwerk wie schon sein Vater mit Sinn für Tradition und Qualität aus.

„Da hängen die Frauen in Japan ihre Handtaschen dran“, sagt Heino Schulz, zeigt einen Knopf aus Mahagoniholz und erklärt, wie dieser an Sofas und Sesseln in Fernost zum Einsatz kommt. Ein Möbelproduzent hat ihm den Auftrag verschafft. Die rotbraunen Holzknöpfe gehören zu den kleinsten Teilen, die Drechslermeister Heino Schulz, Jahrgang 1971, in seiner Werkstatt in Diesdorf in der West-Altmark herstellt. Holznägel, Holzdorne und Abdeckkappen fallen noch in diese Größenklasse. Ein wenig mehr Material wird für Schalen und Etageren verarbeitet und für die Pizzabretter, die eine ganz besondere Form haben: An der Unterseite sind zwei Aussparungen, sie geben beim Tragen festen Halt. Eine tolle Idee – fand unter anderem auch ein Gasthaus in Österreich und bestellte eine Komplett-Ausstattung Pizzabretter in verschiedenen Größen. „Das hat sich mein Vater ausgedacht“, berichtet Heino Schulz.

Der Vater, Drechslermeister Hans-Joachim Schulz, ist Jahrgang 1936 und hat die Drechslerei 1958 gegründet. Der Betrieb wuchs mit den Aufträgen. Anfangs wurde in zwei Holzschuppen gearbeitet, dann kam eine erste Lagerhalle dazu, seit 1980 steht die heutige Produktionshalle. An den Maschinen lässt sich der technische Fortschritt über 100 Jahre verfolgen: Ein Horizontalgatter von 1911 steht dort, mechanische Maschinen aus den 1930er-Jahren, hydraulische Maschinen aus den 1960er-Jahren, servo-hydraulische Maschinen aus den 1980er-Jahren und eine computergesteuerte CNC-Maschine, Baujahr 1999. Bis zu neun Mitarbeiter hatte die Drechslerei vor der Wende, Hans-Joachim Schulz bildete zehn Lehrlinge und drei Meister aus, darunter seine Söhne Heino und Hans-Jürgen. Ein Schwerpunkt lag auf der Produktion von Stielen. 100 000 Geräte-, Schaufel- und Spatenstiele verließen bis in die 1980er-Jahre jährlich den Betrieb. Allein 1988 wurden fast 10 000 Grassensenbäume hergestellt. Bis heute sind Stiele aller Art im Angebot. Zweites Standbein waren und sind Treppensprossen, Regalsäulen und Kleinmöbel. Mit der Wende veränderten sich die Kundeninteressen. Gefragt sind sowohl individuelle Lösungen als auch preiswerte Massenprodukte. Heino Schulz, seit 1999 Betriebsinhaber und mittlerweile Einzelkämpfer in seiner großen Produktionshalle, ist auf alle Wünsche eingestellt. Er baut die Walzen für die Salzwedeler Baumkuchenbäckereien genauso wie Griffe für die Schubkarren aus dem Baumarkt.

Die Freude am alten Handwerk, den Sinn für Qualität und Tradition merkt man ihm an, wenn er ein Stück Holz, Röhre und Meißel nimmt und blitzschnell einen Kreisel dreht. Ehrenamtlich engagiert er sich für sein Handwerk im Bundesverband der Drechsler, organisierte unter anderem dessen Jahrestagung im Juni in Salzwedel. Seine Begeisterung würde Heino Schulz gern an einen Auszubildenden weitergeben, weshalb er zu den Ausstellern von HANDWERK4YOU gehört, der Berufsfindungsmesse der Handwerkskammer in Magdeburg-Lemsdorf. (ag)

 

Kontakt:
Heino Schulz
Lindenallee 27
29413 Flecken-Diesdorf
www.drechsler-schulz.de