Christian Tuchen ist jahrgangsbester Elektrotechnikermeister 2020/21Gastspiel im Handwerk
Seine Meisterprüfung hat Christian Tuchen unter erschwerten Bedingungen absolviert: Der erste Prüfungstermin stand an einem Montag an, am Freitag davor machte sich seine Tochter auf, das Licht der Welt zu erblicken und ließ sich dabei bis Sonntag Zeit. „Ich war drei Tage mehr oder weniger wach und bin dann in der Prüfungswoche zwischen Berufsbildungszentrum und Krankenhaus hin- und hergependelt. Das war der Wahnsinn. Doch meine Tochter und mein Ehrgeiz haben mich da durchgetragen“, berichtet der 29-Jährige und strahlt – auch, weil er am Ende als jahrgangsbester Elektromeister abschloss.
Die Meisterausbildung war für Christian Tuchen ein Gastspiel im Handwerk, denn er kommt eigentlich aus der Industrie. Geboren 1991 in Gardelegen und aufgewachsen in Jävenitz, machte er eine Ausbildung zum Industriemechatroniker bei der Eldisy GmbH in Gardelegen, wo Dichtungssysteme für die Automobilindustrie entwickelt und gefertigt werden.
Danach wechselte er zum Lelycenter in Lindstedt, einem Spezialisten für die Entwicklung und Herstellung automatisierter Systeme für Milchviehbetriebe. „Bei den Melkern herrscht Fachkräftemangel. Das Interesse an Melk-Robotern steigt kontinuierlich “, weiß Christian Tuchen und zeigt stolz ein Mini-Modell vom „Lely Astronaut A5“, der sich von herkömmlichen Fachkräften tatsächlich deutlich abhebt: Um zirka 60 Kühe kümmert sich diese Maschine, melkt sie und überwacht gleichzeitig anhand vielfältiger Messungen ihre Gesundheit rund um die Uhr.
„Da der Handwerksmeister einen hervorragenden Ruf hat,
entschied ich mich dafür.“
Christian Tuchen
Nach einigen Jahren als Servicetechniker für diese Melk-Roboter suchte Christian Tuchen innerhalb des Unternehmens neue Herausforderungen und wappnete sich dafür mit dem Elektromeisterkurs im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer in Magdeburg. „Eine Klasse von Industriemeistern kam in dieser Zeit nicht zustande und da der Handwerksmeister einen hervorragenden Ruf hat, entschied ich mich dafür“, erklärt Tuchen.
Seit der Meisterausbildung im Berufsbildungszentrum brennt er für das Elektrohandwerk. „Die Dozenten haben eine super Arbeit geleistet. Ich habe viel gelernt. Das ist ein fantastisches Handwerk“, sagt Tuchen.
Netzwerk –und Automatisierungstechnik spielen auch bei den Melk-Robotern eine wichtige Rolle. Die Ausbildung der Ausbilder (AdA) hilft Christian Tuchen bei seiner neuen Aufgabe bei Lely: Er ist jetzt hauptverantwortlich für die Schulung zukünftiger Servicetechniker. „Ich beziehe die Teilnehmer ein, wechsele zwischen Präsentation und Maschine, man wächst mit seinen Aufgaben“, sagt Tuchen und lächelt immer weiter. Dass aus dem Gastspiel im Handwerk eines Tages ein festes Engagement wird, hält Christian Tuchen nicht für ausgeschlossen.
Von Anja Gildemeister