Friseurmeisterin Victoria Reinhardt ist jahrgangsbeste Meisterabsolventin ihres Handwerks.Glücklich als Chefin
Schon seit frühester Kindheit hat sich Victoria Reinhardt auf ihren heutigen Beruf vorbereitet, frisierte erst ihre Puppen, später ihre Freunde. „Ich habe immer nur Friseur gespielt“, erzählt die gebürtige Samswegerin. Da war es nur konsequent, dass sie als Schülerin ihr Betriebspraktikum in einem Friseursalon im nahegelegenen Wolmirstedt absolvierte, nach dem Realschulabschluss genau dort ihre Ausbildung machte und schließlich als Gesellin übernommen wurde. Das fühlte sich richtig an, etwas anderes kam überhaupt nicht infrage.
Als ihre Chefin dann Jahre später das Thema Betriebsübernahme ansprach, kam Victoria Reinhardt ins Grübeln. Dafür war der Meisterabschluss erforderlich und den hatte sie eigentlich nicht auf dem Plan. Genauso wenig sah sie sich selbst als Chefin. Zumal ihre Zwillingsmädchen noch ganz klein waren und ihre ganze Kraft erforderten. Gemeinsam mit ihrem Mann entschied sie sich dennoch dafür. „Wenn, dann jetzt“, war das Motto.
Im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer drückte Victoria Reinhardt nebenberuflich drei Jahre lang die Schulbank. „Dort wurden wir wirklich sehr gut auf die Prüfungen vorbereitet“, sagt sie. Die größte Herausforderung war das Zeitmanagement. Kunden und Kinder wollten weiterhin versorgt sein, das Lernen konnte deshalb oft erst spätabends beginnen. Doch die tolle Atmosphäre in der Klasse, die Unterstützung von Kollegen und Familie und ihr eigener Ehrgeiz trugen sie da durch. Am Ende legte sie den besten Abschluss ihres Jahrgangs hin. „Ich bin sehr glücklich, die Meisterschule gemacht zu haben“, lautet ihr Fazit.
Heute steht die schmale blonde Frau als Chefin von zwei Mitarbeiterinnen in ihrem Salon, den sie hell und luftig gestaltet hat. Die sechswöchige Zwangsschließung haben sie mit einem blauen Auge überstanden, dank einer soliden Grundlage, guten Beratern, Soforthilfe, Kurzarbeitergeld und viel Fleiß nach dem Neustart. „Mein Glück ist, dass ich bescheiden bin“, sagt die 36-Jährige, die den Tag herbeisehnt, an dem sie wieder ohne Maske arbeiten darf. Die Krise hat sie in ihrer Berufswahl nur bestätigt. „Seid schlau und lernt ein Handwerk, das wird immer gebraucht“, sagt Victoria Reinhardt.