Nach 20 Jahren im Beruf hat Melanie Rieke aus Halberstadt ihren Meister gemacht und mitten in der Pandemie den eigenen Salon eröffnetFriseurmeisterin mit Leidenschaft
Als Melanie Rieke nach einem guten Jahr Meisterschule im September 2020 ihren eigenen Salon eröffnet hatte, musste sie ihn drei Monate später schon wieder schließen. Und auch nach Ende des zweiten bundesweiten Corona-Lockdowns im März 2021 konnte aufgrund der Arbeitsschutzauflagen im Friseurhandwerk von einem normalen Berufsalltag keine Rede sein. So hatte sie sich den Start in die Selbständigkeit sicherlich nicht vorgestellt - oder? „Das war nicht schön,aber ich bin verhältnismäßig gut durch diese Zeit gekommen. Ich war von Anfang an gut ausgebucht und dank einer soliden Existenzgründerberatung war auch die Zwangsschließung kein großes Problem für mich, zumal mein Mann ein sicheres Einkommen hatte“, berichtet die 37-Jährige Mitte Juni beim Ortstermin in ihrem Salon.
In einem Fachwerkhaus in der Altstadt von Halberstadt hat sich die gebürtige Magdeburgerin ihr modernes Domizil geschaffen, nachdem sie 20 Jahre lang bei einer Friseurkette erst in Helmstedt und dann in Halberstadt angestellt war. Spannungen mit dem Arbeitgeber führten dazu, dass Melanie Rieke endlich ihren Traum von der Meisterschule und dem eigenen Laden in die Realität umsetzte.
"Ich liebe und lebe mein Handwerk.
Der Kunde ist für mich keine Nummer."
Melanie Rieke
aus Halberstadt
Ein Spaziergang war das nicht. „Die Meistervorbereitung war hart, das habe ich unterschätzt. Nach einer Woche Sitzen und Zuhören habe ich geheult, es war furchtbar. Doch ich bin ehrgeizig. Die hervorragenden Dozenten im Berufsbildungszentrum und der schöne Zusammenhalt innerhalb der Klasse haben mich da durchgebracht“, sagt Melanie Rieke, die am Ende den besten Abschluss ihres Jahrgangs hinlegte.
In Halberstadt möchte die Mutter zweier Kinder sich jetzt einen Namen machen, will in der Branche vorne mitschwimmen. Ihre Strategie: Leidenschaft und Wertschätzung: „Ich liebe und lebe mein Handwerk. Der Kunde ist für mich keine Nummer. Wir beraten bis zu 30 Minuten, bevor es losgeht. Das finde ich sehr wichtig“, sagt Melanie Rieke. Ihr Steckenpferd und Spezialgebiet ist die Balayage, eine anspruchsvolle Freihand-Färbetechnik, die durch fließende Übergänge zur Ausgangshaarfarbe ein natürliches Aussehen erzeugt. Wie von der Sonne geküsst. Ein großer Trend, auch im Vorharz stark nachgefragt. Vier bis sechs Stunden sitzt man dafür auf dem Frisierstuhl, „Großbedienung“ nennt sich das.
Die Terminvereinbarung läuft bei Melanie Rieke übrigens ausschließlich online. „Ich möchte bei der Arbeit nicht durch Telefonate unterbrochen werden, deshalb kommuniziere ich mit meinen Kunden über WhatsApp, Facebook oder Instagram“, sagt die Friseurmeisterin, die mittlerweile eine Angestellte hat und spätestens nächstes Jahr auch ausbilden möchte.
Für den Herbst rechnet sie mit einer weiteren Schließung, kann der Pandemie aber trotzdem etwas Gutes abgewinnen: „Die Kunden wissen ihren Friseur mehr zu schätzen.“
Von Anja Gildemeister